Auf den Spuren von Johanna Reiss – Eine Exkursion nach Winterswijk

Am vergangenen Montag, bevrijdingsdag begaben sich die Schüler*innen des Niederländischkurses EF mit dem Fahrrad auf eine eindrucksvolle Exkursion in das niederländische Winterswijk, um sich intensiv mit der Geschichte der jüdischen Bevölkerung während des Nationalsozialismus auseinanderzusetzen – im Mittelpunkt stand dabei das Schicksal von Johanna Reiss, einer jungen jüdischen Frau aus Winterswijk, die während des Holocausts untergetaucht war und überlebte. Sie ist die Autorin des Jugendbuches Und im Fenster der Himmel.

Der erste Programmpunkt war der Besuch der Museumsfabrik Winterswijk, wo die Gruppe einen eindrucksvollen Film über das Leben von Johanna Reiss sah. Der Film vermittelte nicht nur ihre persönliche Geschichte, sondern veranschaulichte auch, wie stark das jüdische Leben in Winterswijk durch die nationalsozialistische Besatzung zerstört wurde. Besonders eindrucksvoll war der Nachbau des Schrankes innerhalb des Museums, der als ihr Versteck während der Untertauchphase galt.

Im Anschluss begaben sich die Schüler*innen auf einen historischen Stadtrundgang, der verschiedene Stationen von Johanna Reiss’ Leben und Gedenken an die Opfer des Holocaust umfasste.

  • Die Synagoge von Winterswijk vermittelte einen Einblick in das religiöse Leben der jüdischen Gemeinde vor der Deportation.
  • Am Denkmal am Bahnhof wurde den Schüler*innen deutlich vor Augen geführt, wie viele jüdische Menschen während des Holocausts von hier aus deportiert wurden – eine Zahl, die durch die Gravur auf dem Denkmal erschreckend konkret wurde.
  • Ein weiterer Halt war das ehemalige Elternhaus von Johanna Reiss in der Stationsstraat 3.
  • Schließlich führte der Weg zumMonument voor de Gevallenen, das als zentraler Ort des Gedenkens in Winterswijk dient.

Ein weiterer Teil der Exkursion war eine Umfrage unter niederländischen Bürgerinnen und Bürgern, in der die Schüler*innen erfragten, wie Bevrijdingsdag (Befreiungstag) heute wahrgenommen und gefeiert wird. Dabei traten spannende Generationenunterschiede zutage: Während ältere Menschen großen Wert auf traditionelle Elemente, wie das Hissen der niederländischen Flagge oder das Niederlegen von Blumen legten, äußerten jüngere Befragte teilweise Unsicherheiten im historischen Hintergrundwissen. Manche gaben an, Herdenking (Gedenktag) und Bevrijding zunehmend als ein allgemeines Volksfest zu erleben – was zu einer gewissen Verwässerung der historischen Bedeutung führen könnte.

Fazit: Die Exkursion war nicht nur ein lehrreicher Blick zurück in die Geschichte, sondern auch ein wichtiger Impuls, wie Erinnerung und Gedenken heute gelebt werden – und welche Rolle jede Generation dabei spielt.